Lebenswege

Krebs ist auch eine Chance zu verändern, Situationen, die nicht mehr passen, zu verbessern. Es gibt viele Möglichkeiten, mit der Krankheit und ihren Begleitumständen umzugehen. Die Homepages einiger Patienten erzählen davon.

Britta
eine Hodgkin Patientin, hat "wichtelige Parties und Perückenersatzwettbewerbe" zum Ausgleich ihrer schweren Krankheit veranstaltet. Ihr Resumée: gute Freunde und eine ordentliche Portion Optimismus unterstützen die medizinischen Therapien! Tipps von ihr siehe unten.

Katja Winkler
Germanistin und Autorin, lebt in Berlin, 1999 Krebserkrankung, Veröffentlichungen in Anthologien und Literaturzeitschriften, u.a. in "ndl" 3/2001 "Am Tropf", Erzählung. Ihre Gedichte siehe unten.

Weitere Lebenswege

Erfahrungsbericht einer Morbus-Hodgkin-Patientin

Silke Farnschläder: Sabbatjahr - Ruhezeit mit Hindernissen, Erfahrungen mit Morbus-Hodgkin

Erfahrungsbericht eines Morbus-Hodgkin-Patienten

www.meinkrebs.de
Eine private Website, die Erfahrungsberichte einstellt und Emailkontakte vermittelt. Von Simone Lahme (Angehörige) und Ulrich Becker (Hodenkrebs-Survivor) angeboten.

Deutsche Krebshile, hier findet sich Geschichten, die Mut machen und verbinden. Krebs hat viele Gesichter: „Erzähl Deine Geschichte“

www.krebs-kompass.de
Informationsseite zu Krebs mit Erfahrungsberichten von Betroffenen, angeboten von der Volker Karl Oehlrich- Gesellschaft e.V.

Life Mosaik (englisch)
eine Seite, auf der Krebspatienten "Ihre" Geschichte oder einen Teil davon aufschreiben und so ein "Mosaik" aus Hoffnung entsteht. Ihr könnt Eure eigene Geschichte dazustellen. Das Lesen macht Mut. Die Seite ist gesponsort von dem Pharmaunternehmen Novartis.

Britta - Zwei Tipps für Freunde

Der Wille, eine positive Einstellung und viele gute Freunde erleichtern die Sache ungemein. Alles Gute!  Britta, Mai 1999

Hallo Anja, habe in unserer Zeitung von Dir und Deinem Projekt gelesen. Ich bin 26 Jahre alt und im Dezember 1997 an Hodgkin erkrankt. Seit Januar 1999 bin ich offiziell wieder gesund geschrieben und fühle mich auch so. Bei mir ist alles ziemlich gut gelaufen. Klar, am Anfang war ich auch ziemlich geschockt, aber für mich gab's nur eins: Ich wollte leben. Deshalb habe ich alle negativen Gedanken einfach beiseite geschoben und nach dem Motto gelebt: Mit Optimismus schaffe ich diese Krankheit. Aber der Optimismus hat mir nicht allein geholfen. Alle meinen lieben Freunde haben mich ganz doll unterstützt. Ich möchte anderen zwei Tips geben, die mir bei meinem Gesundwerden super geholfen haben.

1. Die erste Idee stammt von zwei Freundinnen. Als sie von meiner Krankheit erfuhren, haben sie sich überlegt wie sie mir helfen können. Dabei kam ihnen die Idee des Wichtelns. Sie haben allen meinen Freunden, Familienangehörigen, Arbeitskollegen und Bekannten Briefe geschickt mit der Aufforderung, mit ihnen zu meinen Wichteln zu werden. So hatte ich fast täglich kleine Aufmerksamkeiten im Briefkasten, vor der Haustür, in der Zeitung, der Manteltasche etc. Das war für mich sehr schön zu wissen, alle denken an mich. Genauso spannend war für mich die Aufgabe, herauszufinden, wer denn nun für mich gewichtelt hatte. Ich wußte damals ja noch nicht, daß so viele liebe Freunde dahinterstecken. Als ich wieder gesund war, habe ich eine große Wichtel- und "Hurra, ich bin wieder gesund"-Party veranstaltet, auf der dann das Geheimnis der Wichtel gelüftet wurde.

2. Die zweite Idee habe ich mir ausgedacht, als sicher war, daß ich aufgrund der Chemotherapie meine Haare verlieren würde. Für mich war klar, daß ich keine Perücke tragen wollte, da ja doch alle wußten, daß das nicht meine Haare sind. Also habe ich unter meinen Freunden einen Wettbewerb ausgeschrieben. Sie alle sollten mir Kopfbedeckungen schenken, egal ob gekauft, genäht, gestrickt, gehäkelt oder sonstwie. Am Ende - auf der Party habe ich sie dann prämiert und Preise verschenkt. Dadurch habe ich ganz viele tolle und völlig unterschiedliche Kopfbedeckungen bekommen und meine Freunde hatten das Gefühl, daß sie etwas sinnvolles für mich tun können. So, dies sind meine Anregungen für einen tollen Umgang mit der schweren Krankheit Krebs. Ich dachte mir, daß es vielleicht auch andere interessieren könnte, wie man etwas unbeschwerter mit der Krankheit umgehen kann. Mir jedenfalls hat das sehr gut geholfen und ich wünsche mir, daß auch andere die Kraft und soviele gute Freunde haben wie ich. Britta

Katias Krankenhausgedichte

Im Krankenhaus

Der Brunnen

Die vier schildgepanzerten
Tiere sitzen vorm Haus
und schauen aufs Wasser
Die erste sagt was machen wir
mit ihr? die zweite sagt der
Sommer ist vorbei die dritte
sagt um sieben machen sie
den Brunnen aus die vierte
schweigt

Nachts ziehen sie zu viert
durchs Gelände schwer bepackt
die erste kackt anhalten weiter
die zweite riecht an einer Blume
anhalten weiter der dritten
fliegt ein Nachtfalter um die Nase
so wartet doch Hilfe! die vierte
überlegt ob sie nun endlich sagt
daß sie nicht wieder mit zurück
zum Brunnen kommt

Liebe Schildkröten ich habe
mir überlegt ich gehe zum Rettungsamt
ich trage sie auf meinem Rücken
hinaus - träum nicht schreit die
dritte in die Nacht wo bleibst du
Brunnenwacht es ist bald acht

Wie die Fontäne springt das Wasser
rauscht sie singt die Frau dreht
einsam ihre Runden im Wasser
liegen gelbe Lindenblätter ganz Stein
geworden halten sie den Ring die
Augen offen nur ein wenig blasser

ALS DIE MUSE ins Krankenhaus kam
staunte sie über meinen Mut sagte die K.
ich hatte geglaubt dich völlig danieder
zu finden
wie du das machst
ich gab ihr eine Heparinspritze
maß ihren Blutdruck
Thrombosestrümpfe
kleinen Schnaps und ab
sollst mal sehn sagte ich
die Flügel ich war
auf die Flügel scharf
der Äther machte sie wach
im Lüftungsrohr ging die Klappe auf
der Doktor sagte: Feierabend

Station 115 A

Leben und Tod so dicht beieinander
die Rabatte dazwischen Kies Bänke Flaneure
mein Kind ist in den Brunnen gefallen
der in der Mitte steht
er wetzt seine Sense am Dachfirst Gevatter
komm runter
ich will dich ins Gras beißen sehn
auf der Entbindungsstation gehen die Lichter aus

NACHTS liegt die Station das Raumschiff in weißes Licht
getaucht gestrandet auf dem Bauch und schläft
die Instrumente ruhen der Mond sieht mich im Nachthemd auf
dem Gang und sagt geh in dein Zimmer ich sage lieber
Mond ich habe Krebs ich kann nicht schlafen mach das - die
Nummer mit den Schafen - zählen! ich hab auch nicht mehr
meine Regel lieber Mond mir doch egal höre ich da
ein Zyklus weniger die Türen gehen auf wir kommen alle
hinauf an Deck die Luken stehen offen auf der Kommando-
brücke stehe ich wir steuern Cornwall an da werden wir sie
sehen ruft eine in nem grünen Schlafanzug wen? frage ich
und reiß das Steuerruder rum die Frauen tanzen die
Nachtschwester ruft immer noch Alarm die Ärztin geht
herum und sagt das hätt ich nicht von euch gedacht daß ihr
das macht ich hab vergessen wo mein Kompaß ist der Mond
wird kleiner hinten geht die Sonne auf das ist der Welten
Lauf der Ozean glänzt geht mir noch durch den Kopf dann
sprengt das Türenschlagen meine Ohren die Welt geht unter
es lebe die Station mach doch die Augen auf und - Stuhlgang
gestern? ja der Puls die Temperatur die Meßstation Visite
ja ja nein nein wir liegen in Habacht Punkt sieben wenn der
Brunnen wieder grüßt und vier Fontänen macht