Angehörige

Wer Krebs hat, hat viele Ängste und Sorgen. Und meistens auch einen Angehörigen, der natürlich genauso überraschend mit der Diagnose Krebs konfrontiert wird. So wie jeder Patient individuell auf seine Krankheit reagiert, geht auch jeder Angehörige anders mit sich, dem Leben und Krebs um. Sowohl im Internet als auch in Selbsthilfegruppen und der Literatur gibt es vielfältige Tipps zum besseren Verständnis im Umgang mit Krebspatienten. Infos für Angehörige gibt es auch beim KID, die Broschüre "Angehörige" der Deutschen Krebshilfe und speziell für Großeltern bei der Deutschen Kinderkrebsstiftung.

Der Förderverein für krebskranke Kinder Tübingen e. V. engagiert sich für die erkrankten Kinder und ihre Geschwister, Eltern und Grosseltern, für die eine Psychosoziale Begleitung bereit steht. Neben dieser Unterstützung gibt es noch das besondere Angebot, dass Junge Erwachsene, die als Kinder an Krebs erkrankt waren, zu Mentoren für die kleinen Patienten werden.

Für Kinder an Krebs erkrankter Eltern gibt es die Infoseite "Mir sagt ja keiner was" umgesetzt von Studenten der Georg-Simon-Ohm Fachhochschule Nürnberg. Hier gibt es Hilfen und Tipps, wie und wann man mit seinen Kindern über die eigene Erkrankung spricht. Beachtet auch die weiteren Informationen speziell zu Kinder an Krebs erkrankter Eltern auf INKA.

(Erwachsene) Angehörige können die Patienten sehr vielfältig unterstützen: Lieben, Lieben, Lieben!

1. Informationen beschaffen
Diesen sehr wichtigen Part können Angehörige, Freunde und Nachbarn gut übernehmen. Als erstes gilt es, Fakten zu schaffen. Infos gibt es über das Internet, Buchhandlungen, Bibliotheken, Krebsberatungseinrichtungen, Selbsthilfegruppen, Ärztekammern, Krankenkassen, kirchliche Einrichtungen, Gesundheitsämter etc. Informationen sind erst einmal nicht mehr als Informationen, die Bewertung und Einsortierung sollte der Patient aber dann schließlich selbst erledigen.

2. Entscheidungen mittragen
Wenn sich der Patient nach guter Information und Gesprächen mit Familie und Ärzten zu einer Therapie entschieden hat, solltet Ihr diese Entscheidung mittragen. Dies gibt Kraft! Eure eventuellen Bedenken solltet Ihr alle vor der Entscheidung des Patienten kundtun.

3. Begleiten
Auch wenn euer Kranker "eigentlich" immer ein sehr selbständiger Mensch war, braucht er/sie jetzt vielleicht eine besondere Unterstützung. Es ist z.B. oft sehr hilfreich, bei Arztgesprächen mit dabei zu sein, vier Ohren hören besser als zwei, und vor allem seit Ihr mitunter schlagfertiger als der womöglich geschwächte oder ängstliche Patient. Nehmt Euch Block und Stift mit.

Begleiten kann auch: körperlich stützen, pflegen, vorlesen, saubermachen, einkaufen etc. heißen. Fragt nach, was der Kranke braucht.

4. in Ruhe lassen
Manchmal braucht ein Kranker einfach einmal eine Pause, akzeptiert das. Immer wieder überanstrengen sich Krebspatienten, während sie einen Krankenbesuch haben, weil sie sich doch von ihrer "besten Seite zeigen" wollen. Wenn ein Patient bittet, keinen Telefonanruf erhalten zu wollen, sollte das natürlich auch berücksichtigt werden. Viele Patienten brauchen sehr viel Schlaf, der Körper sammelt wieder Kräfte, dies ist Nebenwirkung der Therapien und hält auch noch lange nach der Behandlung an.

5. Lieblingsspeisen
Manche mögen sie nicht mehr, andere bekommen Heißhunger auf die ungewöhnlichsten Dinge: helft mit, dass die Patienten auch kulinarisch über die Runden kommen. Ja, man kann auch das Lieblingsessen mit ins Krankenhaus bringen!

6. Geräusche und Gerüche
Viele Kranke sind während und nach den Therapien geruchs- und geräuschempfindlich und freuen sich, wenn Ihr auf intensive Parfümstoffe etc. verzichtet, fragt einfach nach.

7. Tabus aufbrechen
Wichtig scheint zu sein: sprecht über die Gefühle. Krebs ist nicht nur ein medizinisches Problem, es geht vor allem auch um sehr tiefe Emotionen. Redet über eure individuellen Ängste und Befürchtungen. Schweigen zerrt meistens doppelt an den Nerven, die ihr jetzt alle um so mehr braucht. Kinder können eine Krebserkrankheit oft viel besser verstehen und damit umgehen, als Erwachsene sich vorstellen. Ihr solltet offen und ehrlich mit ihnen reden. Die Deutsche Kinderkrebsstiftung bietet hier zu Infomaterialien.

8. Sozial absichern
Unterstützung bekommt ihr von der Krankenkasse, z.B. eine Haushaltshilfe, Kindertagesmutter etc., Auch Sozialfonds für in notgeratene Familien könnt ihr in Anspruch nehmen. Viele nicht-eheliche Partnerschaften entschliessen sich auch noch im Krankenhaus zu heiraten. Denkt laut nach über Testamente, Patientenbefugnisse und Vermächtnisse.

9. Sei nett zu dir selbst
Krebs ist eine Familienkrankheit heißt es dann auch. Wichtig ist: als Angehöriger werdet ihr vielen zusätzlichen Stress erleben und verarbeiten müssen. Auch ihr solltet Entspannungs- und Wohlfühlübungen machen, könnt zur Kur gehen oder eine psychotherapeutische Unterstützung holen etc. Und ihr dürft auch mal sagen, dass ihr eine Pause braucht, in der Pflege, Betreuung, fahrt einfach mal ein Wochenende weg und überlasst den Kranken guten Freunden und den Rest der Familie. Nur ein erholter Angehöriger ist eine wertvolle Stütze.

10. Ein Netzwerk bilden
Ihr fühlt euch allein und überfordert? Fragt Nachbarn, Freunde, Kollegen und Pflegeprofis um Mithilfe. Nur wer sich äußert, kann Unterstützung erhalten. Wer entdeckt, dass sich vermeintliche Freunde abwenden, ist natürlich enttäuscht. Wahre Freunde werden zu Euch stehen. Oft entwickeln sich auch ganz neue Kontakte und Kraftquellen auf der Suche nach weiterer Hilfe. Auch in Internetforen findet Ihr viel Unterstützung und gute Ideen.

11. Geschenke
Geschenke sind natürlich schön, sollten aber auch dem Herzen des Kranken entsprechen. Seit nicht enttäuscht, wenn der Patient gerade Schokolade schrecklich findet, zum Bücherlesen keine Kraft hat (Hörspiele sind oft beliebter). Blumen sind in hämatologisch-onkologischen Stationen meist wegen der möglichen Infektionsgefahr verboten. Baseballkappen, Mützen und Schals sind oft willkommen bei Chemotherapiepatienten, am besten ist; einfach nachfragen, ob sich der Kranke etwas wünscht. Post ins Krankenhaus und nach Hause, egal ob Mail oder echte Briefe und Karten machen Mut! Erwartet nicht unbedingt, dass der Patient Kraft und Lust zur Rückantwort hat.

12. Umarmen
Umarmen ist eigentlich immer gut, festhalten, Handhalten, zeigen, dass ihr da seid, das wird auch euch gut tun. Und apropos Sex: ja, gern und gut! Sprecht einfach darüber, was und wie gerade möglich und angenehm ist.

13. Der übellaunige Patient
ist unerträglich, aber manchmal kann er nichts dafür, denn die Hormone etc. sind durch die Therapien durcheinander geraten. Fragt zusammen den Arzt, ob und was ihr dagegen tun könnt. Manchmal hilft es natürlich auch, eine psychotherapeutische Begleitung einzugehen.

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